Ein Frauengemälde soll einer jüdischen Familie im Jahr 1938 die Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland ermöglicht haben. 77 Jahre war es verschwunden. Wir – die Journalisten von Follow the Money – haben es gesucht…
Jedes Gemälde erzählt eine Geschichte. Wenn Edward Engelberg an die Wand seiner Wohnung in Portland geschaut hat, blickte er gleichzeitig zurück auf die Vergangenheit. Neben dem Frauenportrait hing einst ein zweites, eine Variation des ersten. Aber das zweite Gemälde war nicht mehr im Besitz der Familie. Dabei ist dieses zweite Gemälde der Grund, dass sie überhaupt am Leben sind, die vier Generationen der Engelbergs, mehr als 30 Menschen.
München 1938: Am Morgen nach der Reichspogromnacht kommt die Gestapo, um den jüdischen Kaufmann Jakob Engelberg ins KZ Dachau zu verschleppen. Bald darauf nimmt seine Frau, Paula Engelberg, eines der beiden Gemälde und verlässt die Wohnung. Am selben Tag kommt sie mit einem Visum für die Schweiz zurück. Mit ihm erreicht sie die Entlassung ihres Mannes. Die Engelbergs fliehen über die Schweiz in die USA. Sie sind in Sicherheit. Aber was wurde aus dem lebensrettenden Gemälde? Wo steckt es heute?
Das ist die Ausgangslage für ein journalistisches Experiment, das es so noch nicht gegeben hat: Zwei Busse, drei Länder, vier Reporter, über tausend Mitrechercheure, sechs Wochen Zeit und eine entscheidende Frage: Was passiert, wenn man sich heute, nach fast acht Jahrzehnten, auf die Suche nach dem verschollenen Gemälde macht?
Die #kunstjagd als transmediale Spurensuche, an der sich via WhatsApp-Broadcast über 1000 Menschen beteiligen. Eine sechswöchige Live-Recherche, die wir in einer Podcast-Serie in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur auf kunstjagd.com übertragen haben.
Für den Bayerischen Rundfunk, den ORF und das Schweizer Fernsehen haben wir eine 45-minütige TV-Dokumentation produziert, die unser Suche nach dem verschollenen Gemälde noch einmal nachzeichnet.
Und am 18. November 2016 haben wir im Jüdischen Museum München eine vierwöchige Ausstellung eröffnet, in der die beiden Schwestergemälde zum ersten Mal seit 77 Jahren wieder vereint waren. Bei dieser Gelegenheit gab der bisherige Besitzer bekannt, das verschollene Gemälde der Familie Engelberg zurückschenken zu wollen. Und so fand es am Ende seinen Weg zurück zu Edward Engelberg, in seine Wohnung in Portland.
Das Team
Christian Salewski
Nachdem er mit der Financial Times Deutschland unterging, zimmerte er mit Follow the Money ein eigenes Boot. Den journalistischen Gründergeist brachte der Diplom-Politologe und Absolvent der Deutschen Journalistenschule aus den USA mit, wo er als Gastreporter bei ProPublica in New York arbeitete. Weitere berufliche Auslandsstationen in Israel und Kanada. Er kommt vom Print, mag aber auch die Kamera, als Reporter wie als Autor. Er arbeitet vor allem für die Redaktion des ARD Politikmagazins Panorama (www.panorama.de) und dessen Ableger Panorama – die Reporter an klassischen wie neuen Zugängen zu investigativen Stoffen, schreibt aber auch, etwa für DIE ZEIT, und begeistert sich für digitalen Journalismus und transmediales Storytelling. Seine Recherchen und Reportagen wurden mehrfach ausgezeichnet.
Fredy Gareis
Geboren in Alma-Ata, aufgewachsen in Motorcity Rüsselsheim. Hat sich schon als Putze verdingt, als Taxifahrer und Barkeeper. War also prädestiniert für eine Journalistenkarriere. Ist dann auch nach seinem Amerikanistik-Studium an der DJS in München gelandet. Arbeitet seit 2007 als freier Reporter für Print, Radio und TV. Hat aus Tel Aviv berichtet, bevor er mit dem Rad nach Hause fuhr (Tel Aviv – Berlin) Bevor er auf #kunstjagd geht und dabei die Podcast-Serie produziert, hat er noch sein zweites Buch beendet, das im Herbst erscheint (100 Gramm Wodka).
gebrueder beetz filmproduktion
Die gebrueder beetz filmproduktion hat seit ihrer Gründung im Jahr 2000 bereits über 125 hochwertige Dokumentationen und Kinodokumentarfilme für internationalen Markt produziert und zählt laut dem Branchenführer „Realscreen“ zu den 100 wichtigsten unabhängigen Produktionsfirmen weltweit. Unsere Filme laufen regelmäßig im Wettbewerb der großen internationalen A-Festivals und haben vielfach renommierte Auszeichnungen erhalten – unter anderem viermal den Grimme-Preis, den Cinema for Peace Award, den Prix Europa, den Deutschen Filmpreis, den HotDocs Filmmakers Award, dreimal den British Independent Award und den Special Jury Award der IDFA. Im Jahr 2013 wurde unsere Koproduktion Open Heart für den Academy Award® nominiert und 2014 erhielt unsere Kulturdokumentation Wagnerwahn eine Nominierung für den International Emmy® Award. Zuletzt überzeugte unsere Kinoproduktion Das Land der Erleuchteten auf dem Sundance Film Festival 2016 und konnte den Special Jury Award for Best Cinematography entgegennehmen.
Uta Röttgers
Als diplomierte Kommunikationsdesignerin sind Grafiken, Zeichnungen, Illustrationen oder Animationen das Feld, auf dem sich ZAZA, so ihr Künstlername, austobt. Die freischaffende Künstlerin arbeitet in ihrem Hamburger Atelier an großformatigen Bildern, Projektionen oder auch medialen Installationen für Ausstellungen, etwa in der Hamburger Kunsthalle. Ihr Graphic Novel Debut „Emilio Tasso – eine Abenteuerreportage“ ist 2014 im Carlsen Verlag erschienen. Bei der #kunstjagd zeichnete sie die Comics und bastelte die Animationen.
Sara Weber
Die Absolventin der DJS hängt gerne und viel im Internet ab, was liegt da näher, als über Medien, Wirtschaft und Digitalisierung zu schreiben. Mit einem Podcast-Newsletter (tinyletter.com/sara-weber) kompensiert Sara, dass sie einen Großteil ihrer Freizeit mit Kopfhörern verbringt. Dank ihrer zwei Pässe lebt und arbeitet sie immer mal wieder in den USA. Seit 2015 arbeitet Sie für die Süddeutsche Zeitung.
Patrizia Schlosser
War schon mit betrunkenen Russen raften, in Ramallah tanzen und hat den See Genezareth umradelt. Oder anders gesagt: Neben ihrem Nahost-Studium als Journalistin für dpa, Spiegel Online und ARD gearbeitet. Dann beim Bayerischen Hörfunk und Fernsehen als Volontärin angeheuert, wo sie sich nicht zwischen Online, Radio und TV entscheiden mag und ihren Spaß an Datenbanken und staubigen Archiven entdeckte. Für die Kunstkagd hat sie sich vom Jagdfieber anstecken lassen. Bei #kunstjagd war sie für die Recherche zuständig.
Medienpartner
TV
Bayerischer Rundfunk
ORF
SRF
Radio
Deutschlandradio Kultur
Unterstützt von
Stiftung für Medienvielfalt
Zentralstelle für Kulturgutverluste
Kulturreferat der Stadt München
Jüdisches Museum München
Ausgezeichnet
2. Platz Kulturjournalisten des Jahres 2015 – MediumMagazin
Nominiert für den Deutschen Reporterpreis in der Kategorie Innovation
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